Wir sind Ladberger Bürger, die sich gegen die Errichtung einer 380-kV-Höchstspannungsfreileitung durch das Ladberger Gebiet aussprechen.
Am 3.7.2024 haben wir in der Begegnungsstätte Buddemeier mit ca. 150 Teilnehmern die Bürgerinitiative “Ladbergen unter Strom” gegründet.
Unser Ziel ist es, die Ladberger Natur und die Gesundheit seiner Bewohner vor den Gefahren, die von einer 380 kV-Höchstspannungsleitung ausgehen, zu schützen. Keinesfalls sprechen wir uns gegen die Energiewende aus, im Gegenteil. Wir sind aber der Meinung, dass die Abkehr von Atomkraft und Kohlestrom nicht als Konsequenz die Totalverkabelung der Bundesrepublik ohne Rücksicht auf Verluste zur Folge haben darf. Energiewende ja, aber nicht mit der Brechstange!
Gesundheit
Bei zu geringem Abstand zur Höchstspannungsleitung, der nicht vorübergehend ist (Wohngebäude, Kitas, Schulen, Arbeitsstätten, usw.) werden erhöhte Gesundheitsrisiken durch elektrische und magnetische Felder wissenschaftlich diskutiert, insbesondere stehen sie unter Verdacht, Leukämie bei Kindern und neurodegenerative Erkrankungen bei Erwachsenen (v.a. Alzheimer und ALS — Amyotrophe Lateralsklerose) auszulösen.
Als unbedenklich bei einer 380-kV-Leitung gilt ein Mindestabstand von 380 m zu den o.g. Gebäuden, also ein Meter pro Kilovolt.
Der Landesentwicklungsplan in NRW fordert allerdings im Außenbereich nur 200 m Abstand. „In Ausnahmefällen“ darf die 200 m‑Marke sogar noch unterschritten werden. Innerorts nennt er allerdings 400 m Mindestabstand. Man fragt sich, warum eigentlich? Ist die Gesundheit der Bevölkerung, deren Heim im Außenbereich steht, weniger wichtig?
Allein im 5 Kilometer langen Ladberger Korridor wären 37 Häuser betroffen. Bei etlichen von ihnen kann je nach finalem Verlauf der Trasse der 200-Meter-Radius nicht eingehalten werden. Schaut man sich den gesamten Korridor an, stellt man fest, dass das Unterschreiten des vorgeschriebenen Mindestabstands von 200 m (und der empfohlenen 380 m sowieso) keine Ausnahme sein wird, sondern eher die Regel.
Naturschutz und Tierschutz
Wir wenden uns gegen die Bedrohung der Landschaften und der Naherholungsgebiete im Teuto und im Münsterland!
Im Bereich des Trassenkorridors liegen mit den Waldgebieten Kattmanns Kamp und Holtkamps Feld wertvolle Lebensräume für heimische Tierarten. Viele gefährdete und bedrohte Tierarten haben sich in diesen Wäldern und um sie herum angesiedelt, so zum Beispiel Uhu, Wachtelkönig, Brachvogel und Kiebitz.
Die geplante Trasse quer durch diese und andere Wälder wird die Lebensräume dieser und vieler anderer Arten nachhaltig zerstören. Während der jahrelang dauernden Bauphase der Trasse werden auf einer Breite von ca. 85–100 Metern Bäume abgeholzt. So wird eine Schneise durch den Wald entstehen, die annähernd so breit ist wie die lange Seite eines Fußballfeldes, und die auch nach Fertigstellung der Freileitung bestehen bleiben muss. Kein Baum darf hier mehr groß werden.
Für den Bau der Fundamente der gigantischen Masten rücken die Bagger an. Amprion gibt die Kantenlänge eines solchen Fundaments mit ca 14–18 Metern an. Im Quadrat gerechnet ergeben sich demnach 196–324 Quadratmeter Fundament pro Masten. Zum Vergleich: Die Bodenplatte eines durchschnittlichen Einfamilienhauses hat ca. 80–90 Quadratmeter. Auf so ein Fundament passen demnach zwei bis vier Einfamilienhäuser.
Die komplette Trasse muss für Dienstfahrzeuge von Amprion und beauftragten Subunternehmen zur Durchführung von Wartungs- und Reparaturarbeiten erreichbar sein, deswegen werden zusätzlich zu Fundamenten und Masten auch noch befestigte Wege gebaut, die dann natürlich ebenfalls durch den Wald führen.
Am Ende wird die Freileitung den durchschnittlich 20–25 Meter hohen Wald etwa um das Dreifache überragen.
Sollten nach dem Bau der Leitung noch Tiere im Wald leben, werden sie es schwer haben. Hochspannungsleitungen sind eine der Haupt-Todesarten insbesondere für viele Vögel, entweder durch Stromschlag oder durch Kollision mit den Leitungen. Es ist damit zu rechnen, dass der ohnehin bedrohte Uhu im Kattmanns Kamp nicht überleben wird. Desweiteren ist mit Tod oder Verletzung von Tieren durch Blitzeinschläge zu rechnen. Außerdem ist nachgewiesen, dass Hochspannungsleitungen die Orientierung von Rehen und Hirschen sowie auch von Weidetieren stören können.
Wertminderung von Eigentum
Wir wehren uns dagegen, dass durch das „übergeordnete Interesse das Eigentumsrecht ausgehebelt werden soll. Eigentümer, die sich weigern, Grund für den Bau von Masten zur Verfügung zu stellen, müssen mit Enteignung rechnen.
Grundstücke und Wohngebäude in benachbarter Lage verlieren erheblich an Wert, ohne dass die Eigentümer irgendeine Entschädigung hierfür erhalten.
Eine Entschädigung erhalten ausschließlich die von Masten oder Leitung direkt betroffenen Eigentümer. Eigentümer in unmittelbarer Nachbarschaft gehen leer aus.
Unsere Forderungen
Wir fordern in Bezug auf das „Vorhaben 89“, dass anstelle der geplanten Höchstspannungsfreileitung Optionen zur Bündelung mit bereits bestehenden Trassen geprüft werden und dass die Möglichkeit eines Erdkabels anstelle der Freileitung geprüft wird.
Unsere langfristige Forderung in Bezug auf die Energiewende ist ein Umdenken in der Energiepolitik des Bundes: Förderung von lokal erzeugtem Strom durch regionale Unternehmen, Nutzung von neuen Möglichkeiten der Stromspeicherung und Abkehr von der Lobbypolitik der Stromriesen. Wir wollen, dass Stromtransporte quer durch das Land überflüssig werden.
Zusammen mit den Bürgerinitiativen Tecklenburg, Lengerich, Lienen/Hagen, Leeden und Sendenhorst setzen wir uns gemeinsam im Aktionsbündnis 89 für diese Ziele ein:
- Einhaltung des Landesentwicklungsplans NRW – Abstand zu Wohngebäuden mindestens 200 Meter!
- Erhalt der Münsterländischen Parklandschaft, keine weitere Zerschneidung!
- Keine Inanspruchnahme weiterer landwirtschaftlicher Flächen!
- Bündelungsgebot einhalten, vorhandene Trassen nutzen!
- Unabhängige Naturschutz-Gutachten zulassen!
- Erdverkabelung zulassen – Kennzeichen F erhalten!
- Alles auf den Prüfstand – unabhängige Überprüfung der Bundesbedarfsplanung!
Die Bürgerinitiative “Ladbergen unter Strom” unterstützt die gemeinsame Petition der Gemeinden Ladbergen, Lengerich, Lienen und Tecklenburg zur Verlegung der Höchstspannungsleitung als Erdkabel.